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Ein kräftiger Trommelwirbel der Klasse 7c eröffnete am 15.März 2016 den  Anti-Rassismustag für die 7. und 8. Klassen am Carl-Friedrich-Gauß Gymnasium in Schwedt/ Oder. Der Bürgermeister unserer Stadt Herr Polzehl begrüßte alle Schülerinnen und Schüler unserer Schule sowie Teilnehmer der Dreiklang-Oberschule mit den Worten: „Man könnte sagen, die Schüler liegen am Boden.“, denn alle 170 Schüler hörten den einleitenden Worten unseres Stadtoberhauptes auf dem Boden sitzend zu.   Dass dies nicht so war, zeigen die vielen unterschiedlichen Projekte, an denen sie aktiv teilnahmen, weil „Schwedt […] sich fit [macht].“ Unterstützt wurde dieser fünfte Aktionstag „Anti-Rassismus macht Schule“ durch das Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt, die UBS, die Sportjugend Brandenburg, den DGB, Mitglieder des Netzwerkes Demokratie und Courage, den Integrationsbeauftragten, einen Jugendrichter und einen Journalisten. Seit 1966 wird der 21. März als Internationaler Tag für die Beseitigung des Rassismus begangen, hervorgerufen durch die Generalversammlung der UNO. Sechs Jahre zuvor demonstrierten an diesem Tag in Sharpeville in der Nähe von Johannisburg 20 000 Menschen gegen die diskriminierenden Passgesetze des damaligen Apartheid Regimes. Die Polizei schoss auf die Demonstranten, tötete 69 Menschen und verwundete 180 schwer. Dieser Tag ging als Blutbad von Sharpeville in die Geschichte ein. Nachdem Pfarrer Harney die Projektleiter vorgestellt hat, ging es zur Arbeit in den Gruppen.

Bei dem Projekt,,Think out of the box“ wurde mithilfe von drei Schülerinnen der elften Klasse besprochen, welche Werte am wichtigsten für die Schüler sind. Anfangs erarbeiteten sich die 7. und 8. Klässler ihre Assoziationen zum Thema Kultur. Des Weiteren wurde ein Schema erstellt, auf welchem festgelegt wurde, welche Werte für Menschen aus anderen Ländern sichtbar sind. Das allgemeine Arbeitsklima war sehr gut: jeder brachte seine eigene Meinung und neue Ideen ein. Es wurden Bräuche und Traditionen anderer Kulturen besprochen und eigene Erfahrungen vorgestellt. Die Themen wurden gut veranschaulicht: beispielsweise wurde anhand einer Zwiebel erklärt, worauf man bei einem Menschen als Erstes achtet (Aussehen, Kleidung,…) und dass man sich durch bestimmte Praktiken zum Kern hinarbeiten kann, da sich dort die wichtigsten Werte des Lebens befinden (Familie, Freundlichkeit,…). Die Schüler wurden immer offener und es hat ihnen sehr viel Freude bereitet. (Text: Beate Mollenhauer)

Ein weiteres Thema an diesem Anti-Rassismustag war die Diskriminierung von Asylbewerbern. Es wurde ein Film gezeigt, bei dem sehr deutlich wurde, wie die einheimische Bevölkerung zu den Flüchtlingen steht. Diese werden häufig als „Fremde“ angesehen und viele Menschen fürchten sich vor einer Minimierung ihres Eigentums. Außerdem herrscht aufgrund vieler Vorurteile eine Angst gegenüber Flüchtlingen. Sie werden grundlos von der Gesellschaft diskriminiert. Unter anderem wird behauptet, dass jeder Asylbewerber Moslem ist; andere Religionen werden also von den Einheimischen nicht akzeptiert. Nach diesem Film wurde die Meinung der Schüler miteinbezogen. Sie finden diese Vorurteile „blöd“ und „schlecht“, da man nicht sagen kann, dass jeder Asylant gleich ist. Man solle sich in die Lage von diesen Menschen versetzen. Anschließend wurde im Rollenspiel dargestellt, welchen Stand Flüchtlinge in der Gesellschaft besitzen. Ein wichtiger Punkt dabei war auch die Situation im Alltag und wie man mit Rassismus umgeht. Man merkte, dass die Schüler großes Interesse an diesem Thema zeigten und es sie darüber nachdenken ließ.

(Text: Vanessa Grunow, Jessie Liedtke, Linn Grothe)

In der Gruppe „Der kulturelle Blick“, geleitet von Sina Burmeister und Susanne Springborn von der Brandenburgischen Sportjugend, durften die Schüler durch verschiedene Übungen selbst aktiv werden. Dazu zählten z.B. das Zeichnen eines Baumes und das darauffolgende Eintragen ausgesuchter Eigenschaften, die den Schülern mehr oder weniger wichtig waren. Sinn der Übungen und Spiele war es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Mitmenschen und Kulturen anderer Länder zu finden. Bei verschiedenen Diskussionen stellte sich heraus, dass nicht alle Menschen von Grund auf gleich sind und jeder andere Interessen verfolgt. Ein Schüler fasste die Diskussion in einem Satz zusammen: „Man darf nicht alle Menschen in eine Pfanne hauen.“  „Refugees welcome“, so lautete das Motto eines Projektes, das von Frau Harney geleitet wurde, die als Pfarrerin tätig ist. Die Teilnehmer der Projektgruppe setzten sich mit Problemen, Ängsten, Geschichten und Wünschen von Schwedter Flüchtlingen auseinander. Gespannt hörten die 14 Schüler und Schülerinnen den vier teilnehmenden Flüchtlingen zu, stellten ihnen Fragen und überlegten selbst, was sie davon halten würden, alleine ohne ihre Familie in einem fremden Land zu leben. Die meisten der Flüchtlinge sind froh, dass sie in Schwedt die Chance auf einen Neuanfang bekommen haben und erzählen begeistert von ihrem Alltag. Sie sind glücklich darüber, dass sie in bestimmte Aktivitäten der Stadt und in Vereine einbezogen werden. Außerdem hoffen sie,  neue Freunde kennenzulernen und ihre deutschsprachigen Kenntnisse zu erweitern, um später in Deutschland studieren zu können.  Man hat ihnen angemerkt, dass sie gern mehr Zeit mit den Schülern verbracht hätten, da auch sie Interesse am  Leben der Schwedter zeigten. Trotz unmenschlicher Verhältnisse und Platzmangel  in einigen Unterkünften versuchen die Flüchtlinge das Beste aus dieser Situation zu machen und freuen sich über jede Hilfe von Außenstehenden. Die Schüler sind sich einig, dass die Flüchtlinge mehr Respekt und Anerkennung verdient haben.

(Text: Philomena Studer, Jasmin Heidschmidt, Madeleine Vierkant)

In der „Schreibwerkstatt“, geleitet von Frau Bartsch, lockerten sich die Schüler mit kleinen Kennenlern- Übungen auf, bevor es ans Eingemachte ging. Aller Anfang ist schwer, doch nachdem die Verwirrung der Identitäten mit Namensschildern geklärt worden war, ergab sich eine interessante Diskussion. Als alle Beteiligten die erste Schüchternheit überwunden hatten, versuchten sie Fragen zu beantworten, die für uns eine große Bedeutung haben und haben sollten. So war die Antwort auf die Frage, wo Krieg herrsche, für die meisten einfach zu beantworten, während die scheinbar simple Frage, was Krieg eigentlich sei, alle ins Grübeln versetzte. „Kriege sind das Ergebnis von Ungerechtigkeit, Machtstreben und dem Bedürfnis seine Interessen durchzusetzen“, fassten die Schüler zusammen. Das führte wiederum dazu, darüber nachzudenken, was Macht ausmacht und wodurch sie erreicht wird. Zum Schluss lasen sie noch in einem Buch, das „Was wäre wenn“- Thesen aufstellt und tauschten sich darüber aus, wie es wäre, wenn in Deutschland Krieg herrschte. Alles in allem waren die Schüler zufrieden über die Einsichten, die sie dazu gewonnen haben. Bei dem Projekt „Chat der Welten“ ging es um die Flüchtlingskrise an sich, zu dem der Leiter des Projekts, Erbin Dikongue, Integrationsbeauftragter der Uckermark, einiges zu sagen hatte. Wieso müssen die Menschen ihre Heimat verlassen? Weshalb kommen sie zu uns? Wie viele von ihnen sind schon zu uns gekommen und wie viele werden noch kommen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die rund 15 Schülerinnen und Schüler, indem sie fleißig mitdiskutierten. Die erschreckendste Tatsache war, dass nicht alle Menschen, die fliehen müssen, auch offiziell Flüchtlinge sind. Ein Flüchtling bist du nur, wenn in deinem Heimatland Krieg herrscht oder du politisch verfolgt wirst. Uns ist auch bewusst geworden, wie schwer es Flüchtlinge haben: Sie legen unglaubliche Strecken zu Fuß zurück –  ohne Essen, Trinken und warme Kleidung, mit der Angst im Nacken und der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch viele von ihnen bleiben Binnenflüchtlinge, das heißt, sie bleiben in ihrem Land, weil ihnen die Mittel fehlen, die Grenzen zu überqueren und weiter zu reisen. Trotz der eine Million Menschen, die 2015 nach Deutschland kamen, wurde nur für knapp die Hälfte Asyl bewilligt. Nachdem diese Fakten zusammengetragen wurden, unterhielten sie sich per Skype mit Serge aus dem Tschad. Die Schüler fragten ihn über seine Herkunft und seine Geschichte aus, die Serge geduldig beantwortete. Die Gruppe war sehr froh über die Ergebnisse ihres Projekts, welches ihnen mehr Klarheit über das Thema Flüchtlinge verschaffte.

(Text:  Hanna Schifter, Francesca Frömel, Rika Dost)