Lindenallee 25
Stolpersteine der Michaelis Familie

Familie Michaelis

Helene Michaelis Jg. 1867 Deportiert 1942 Theresienstadt Ermordet 1943 Ghetto Theresienstadt Schlossfreiheit 21 (heute: Lindenallee 25) verlegt am 8. Februar 2016

Gertrud Michaelis Jg. 1878 Deportiert 1942 Theresienstadt Ermordet 1943 Ghetto Theresienstadt Schlossfreiheit 21 (heute: Lindenallee 25) verlegt am 8. Februar 2016

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In der Lindenallee 25 können Sie die Stolpersteine von Helene und Gertrud Michaelis finden. Diese Straße hieß früher Schlossfreiheit 21, dort wohnten die Schwestern seit dem Jahre 1925. Die Familie Michaelis stammte ursprünglich aus Pommern, von dort zogen die Brüder Gustav und Herrmann 1850 nach Schwedt. Beide eröffneten hier eine Tabak- und Zigarettenfabrik. Gustav und Schöne (geb.: Seelig) waren Eltern von fünf Kindern, darunter Helene und Gertrud.  Die Schwestern hatten noch einen Bruder Herrmann und zwei weitere Schwestern Franziska und Malvine. Franziska starb im Alter von 7 Jahren, der Rest der Familie waren engagierte Mitglieder der Schwedter jüdischen Gemeinde.  Unter anderem sang Gertrud 1912 im städtischen Chor, Herrmann Michaelis war Synagogenvorsteher und Malwine und Helene Michaelis waren selbstständige Mitglieder der Gemeinde. Herrmann wurde 58 Jahre alt und war Mitgründer der Organisation „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“. Malvine und Helene betrieben zusammen ein Putzgeschäft. Von den fünf Geschwistern erlebten nur Helene und Gertrud die Machtergreifung der Nationalsozialisten und den damit folgenden Holocaust. In der Straße, in der ihre Stolpersteine verlegt wurden, die Schwestern wohnten bis zum 20. November 1942. Dann wurden sie zusammen mit 100 anderen Juden von Berlin in eine Sammelstelle deportiert. Von da aus wurden sie in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. Fünf Monate später starb zuerst Gertrud mit 65 Jahren am 5. März 1943 und kurz danach Helene am 16. März 1943 mit 76 Jahren. Die Todesfallanzeige von Gertrud blieb noch erhalten und dieser ist zu entnehmen, dass sie an einer Krankheit namens Myodegeneratio cordis gestorben sein soll. Es handelt sich dabei um eine Herzmuskelkrankheit.

Die Verlegung der Stolpersteine fand am 8. Februar 2016 zusammen mit sechs weiteren in Vierraden und der Innenstadt Schwedt statt. Die Gedenkworte wurden vom Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Hans-Joachim Höppner, gesprochen.

Derzeit sind die Stolpersteine wegen Bauarbeiten vor Ort im Stadtmuseum Schwedt untergebracht, aber sie werden am 10. November 2022 wiedereingesetzt und erinnern so an die Opfer des Holocaust. hier

In Lindenallee 25 you can find the stumbling stones of Helene and Gertrud Michaelis
This street was formerly called Schlossfreiheit 21, where the sisters had lived since 1925.
The Michaelis family originally came from Pomerania, from where the brothers Gustav moved
and Herrmann in 1850 to Schwedt. Both opened a tobacco and cigarette factory here.
Gustav and Schöne (née Seelig) were parents of five children, among them Helene and
Gertrud. The sisters had a brother Herrmann and two other sisters, Franziska and Malvine.
Franziska died at the age of 7 years, the rest of the family were committed members of the
Schwedter Jewish community. Among others, Gertrud sang in 1912 in the municipal choir,
Herrmann Michaelis was synagogue ruler and Malwine and Helene Michaelis were independent
members of the community. Herrmann was 58 years old and was co-founder of the organisation
„Association for the Abwehr des Antisemitismus“. Malvine and Helene ran a cleaning business
together. Of the five siblings, only Helene and Gertrud the seizure of power by the National
Socialists and the subsequent Holocaust. In the street where their stumbling blocks were laid, the
sisters lived until to 20 November 1942. Then they, along with 100 other Jews from Berlin, were
deported a collection point. From there, they were sent to the concentration camp.
Theresienstadt. Five months later, Gertrud died at the age of 65 on March 5. 1943 and shortly
afterwards Helene on 16 March 1943 at the age of 76. The death notification of Gertrud was still
preserved and it can be deduced that she suffered from a disease called Myodegeneratio cordis
is believed to have died. This is a Heart muscle disease.
The laying of the stumbling stones took place on 8 February 2016 together with six others in
Vierraden and downtown Schwedt. The words of commemoration were given by the Chairman of
the Municipal Assembly, Hans-Joachim Höppner, spoke.
Currently, the stumbling blocks are on site in the Stadtmuseum Schwedt but they will be
reinstated on 10 November 2022 as a reminder of the victims of the Holocaust.

Familie Oye

Arthur Oye
Jg. 1898                                                                                                  Eingewiesen 1939 heilanstalt berlin-buch                               
Ermordet 22.04.1940   Aktion t4                                                                       „verlegt“ 22.04.1940 brandenburg/havel
verlegt am 26.06.2023
Schlossfreiheit Nr. 81 (heute Lindenallee Nr. 12) in Schwedt/Oder

Familie Oye

Familie Oye

Arthur Oye
JG: 1898
Eingewiesen 1939
Heilanstalt Berlin-Buch
‘Verlegt’ 22.4.1940
Brandenburg/ Havel
Ermordet 22.4.1940
Aktion T4


Steckbrief:
– geboren: 16. 4. 1889 in Schwedt/Oder Schlossfreiheit 81
– Eingewiesen: Januar 1939 Heilanstalt Berlin-Buch
– Deportiert: 22.4.1940
– Ermordet: 22.4.1940 im Rahmen der T4 Aktion*
– Stolperstein: Schlossfreiheit Nr. 81 (heute Lindenallee Nr. 12) in Schwedt/Oder
– Verlegt am 26.6.2023

*Die T4-Aktion ist die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit
körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland zwischen 1940 bis
1941 unter Leitung der Zentraldienststelle T4. „T4“ ist die Abkürzung für die Adresse der
damaligen Zentralstelle in der Tiergartenstraße 4 in Berlin.

Familie von Arthur Oye:
– Vater: Richard Oye, Fotografenmeister mit zwei Ateliers (in Schwedt und
Angermünde)
– Mutter: Martha Oye
– Geschwister: 7 (zwei nach Geburt verstorben)
– Drei Brüder (zwei im l. Weltkrieg verstorben)
– Zwei Schwestern
– Ehefrau: Else Oye
– Sohn: Manfred Oye (in den 60er Jahren verstorben)
– Tochter: Dagmar Oye

Family Oye

Profile:
– born: 16nd 1889 in Schwedt/Oder Schlossfreiheit 81
– admitted: January 1939 Heilanstalt Berlin-Buch
– deported: 22nd April 1940
– executed: 22nd April 1940 through T4-Project*
– Stolperstein: Schlossfreiheit Nr. 81 (today Lindenallee Nr. 12) in Schwedt/Oder
– placed on 26th June 2023

*The T4 project was the systematic execution of more than 70‘000 people with physical and
mental disabilities and illnesses in Germany between 1940 and 1941. The name „T4“ is an
abbreviation of the address of the project’s control center, which was in Berlin
(Tiergartenstraße 4).
Family of Arthur Oye:
– father Richard Oye: photographer with two studios (in Schwedt and Angermünde)

– mother Martha Oye
– siblings: 7 (two died after birth)
– three brothers (two died in World War l)
– two sisters
– wife Else Oye
– son Manfred Oye (died in the 60s)
– daughter Dagmar Oye

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November 1920
Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen und ich habe immer noch diese schrecklichen Bilder
im Kopf. Nur noch Blut, Schüsse und Tod. Ich werde jede einzelne Nacht von Albträumen
geplagt. Zwei meiner Brüder ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Ich vermisse sie so
sehr. Seitdem ist mein Leben nicht mehr dasselbe. Ich habe längst die Hoffnung
aufgegeben.
Januar 1939
Ich sah in letzter Zeit so viel blasser im Spiegel aus. Meine Familie verhielt sich zudem seit
geraumer Zeit etwas eigenartig mir gegenüber und nun weiß ich auch warum. Ich war
gestern auf dem Weg zur Bushaltestelle und stieg in einen Bus ein. Um mich herum viele
schwerbehinderte Menschen und zugeklebte Fenster. Ich fing an, die Situation zu
hinterfragen. Gehörte ich wirklich hier rein? Doch solange ich wieder gesund werde, halte
ich es hier aus. Der Bus fuhr los…
22.4.1940
Ab heute sitze ich in der Anstalt Brandenburg/Havel fest. Es geht alles viel zu schnell. Wann
wird mir endlich geholfen? Ich habe Angst. Wird das mein letzter Tag sein?

November 1920
It’s already been two years and I still can’t get these horrible images out of my head. Only
blood, shots and death. I get these horrendous nightmares every single night. Two of my
precious brothers lost their lives on the battlefield. I miss them terribly. Since then my life
hasn’t been the same. I’ve lost all hope.
January 1939
My face appears a lot paler in the mirror recently. My family has been acting strange towards
me lately and I‘m beginning to understand why. Yesterday I was sent on my way to the bus
stop and entered the stopped vehicle there. I was surrounded by severely disabled people
and all the windows were covered. I started questioning the situation. Do I belong here? But
as long as I’ll get healed I’ll endure it. The bus started to move.
22.4.1940
From today on I’m stuck in the Asylum Brandenburg/Havel. It’s all going too fast. When will I
finally get help?
I’m terrified. Is this going to be my last day?