ZeitzeugenBerichte Klasse 12
Thema: Schwedt/Oder – Jugend und Alltag in den 50er und 60er Jahren
Gliederung:
1. Danksagung
2. Einleitende Zusammenfassung
3. Video – Interviews
3.1. „Meine Jugend war unbeschwert.“
Herr Klaus Ehling
3.2. „Es ist egal, ob man die Bibel unter‘ m Arm hält oder das kommunistische Manifest.“
Frau Christa Dannehl
3.3. „Wir haben nie Not leiden müssen.“
Frau Karin Schröder
3.4. „Irgendwann mussten wir in die LPG.“
Frau Sigrid Herms; Karin Schröder;
Christian Tkocz
4.Gesprächsprotokolle
4.1. Renate Endert
4.2. Bernd Opitz
4.3. Norbert Frase
4.4. Rudolf Kraus
4.5. Heide Höllriegl
4.6. Anne Möhrke
5. Glossar
6. Projektteilnehmer und Leitung
- Danksagung
Für die interessanten und aufgeschlossenen Gespräche möchten wir uns bei allen Interviewpartnern bedanken, denn nur durch ihre Unterstützung wurden das Leben und die Lebensumstände in der DDR der 50er und 60er Jahre anschaulicher und nachvollziehbarer.
- Einleitende Zusammenfassung
Auf Anregung des Stadtmuseums Schwedt/O. führten Schüler der 10. Klassen mit Bürgern aus Schwedt Interviews, um das Lebensgefühl, den Alltag und die Jugendkultur zu erfragen und somit auch ein Stückchen erlebbar zu machen.
Wir wissen aber auch, dass diese Interviews nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung Schwedts oder die gesamte DDR sein können. Diese Arbeit soll ein Anfang sein, der in den nächsten Jahren fortgesetzt und erweitert werden sollte, so dass ein differenzierteres Bild der DDR-Gesellschaft entstehen kann.
Die Gespräche waren sehr aufschlussreich und erkenntnisgewinnend.
So haben wir erfahren, dass es in der Nachkriegszeit nicht einfach war, die alltägliche Versorgung zu gewährleisten.
Nahezu in allen Interviews wurde deutlich, dass die Jugendlichen in der DDR mit Freude ihre Jugend leben wollten und auch lebten. Diese war von den Jugendorganisationen mehr oder minder stark beeinflusst. Einige gestalteten ihr Leben aus voller Überzeugung nach kommunistischen Idealen, andere wiederum konnten oder wollten sich den westlichen Einflüssen nicht entziehen.
Eine relative Gleichschaltung der Jugendlichen war durch die Erziehung in den Schulen und den Jugendorganisationen der DDR gegeben. Die Mitgliedschaft z.B. in der FDJ war nicht nur freiwillig, denn die weiteren Lebenschancen waren auch an diese Anpassung geknüpft.
Weiterhin wurde deutlich, dass die Rolle der Kirche abnehmend war und bereits in den 60iger Jahren Jugendliche als Außenseiter galten, die sich konfirmieren ließen, anstatt an der Jugendweihe teilzunehmen.
Das Leben war insgesamt wesentlich bescheidener, aber die Jugendlichen waren deshalb nicht unzufriedener, denn trotz aller Schwierigkeiten und des Druckes von Partei und Staat, gestalteten sie ihren Alltag freudvoll. Aber auch das Helfen im Haushalt und in der Landwirtschaft spielte eine wesentlich größere Rolle, als wir das von heute kennen.
Die Wünsche waren sehr bescheiden, ein Paar Fußballschuhe oder ein einfaches Fahrrad waren oft unerreichbar. Satt zu essen und über Kleidung zu verfügen, mussten als Anspruch oft schon ausreichen.
Alle Interviewpartner bestätigten, dass es in der DDR nicht schwer war, einen Beruf zu erlangen, auch wenn dieser nicht immer den eigenen Vorstellungen entsprach. Auch wurde diesbezüglich deutlich, dass insbesondere Arbeiter- und Bauernkinder bevorzugt wurden, das wurde als fortschrittlich empfunden und entsprach somit auch der Idee vom Arbeiter-und Bauernstaat.
Insgesamt betrachtet, ergab sich ein interessanter Mikrokosmos der Geschichte Schwedts und der DDR.
3. Video – Interviews
3.1. „Meine Jugend war unbeschwert.“
Herr Klaus Ehling
3.2. „Es ist egal, ob man die Bibel unter‘ m Arm hält oder das kommunistische Manifest.“
Frau Christa Dannehl
3.3. „Wir haben nie Not leiden müssen.“
Frau Karin Schröder
3.4. „Irgendwann mussten wir in die LPG.“
Frau Sigrid Herms; Frau Karin Schröder;
Herr Christian Tkocz
4. Gesprächsprotokolle
4.1 Renate Endert
Zeitzeugin: Renate Enders
Geb.: 1935
Beruf: Erzieherin/Lehrerin
Interwiever: Jessica Pallasch
Laura Opitz
Datum: 11.6.2012 Renate Endert
Allgemeiner Teil
1. Wie war das Leben in den 1950er und 1960er Jahren?
Das Leben war von Mangel gekennzeichnet, wir mussten viel entbehren, außerdem war das Essen sehr rationiert, es gab Lebensmittelkarten, vor allem in den 50iger Jahren.
2. Wie war die Versorgung mit Kleidung?
Wenn man Beziehungen hatte, hatte man sehr viel Glück und in dieser Zeit war es sehr schwer, Kleider zu kaufen, dafür musste man Stoffe kaufen und dann nähen.
3. Wie habt ihr gewohnt?
Ich hatte kein eigenes Zimmer, ich musste es mit meinen Geschwistern teilen. In dieser Zeit gab es keinen Luxus, d.h. wir hatten keine Waschmaschine oder einen Kühlschrank. Die Mieten waren sehr gering.
4. Seid ihr in die Kirche gegangen? Welchen Stellenwert nahm sie in eurem Leben ein?
Für mich hatte sie keinen Stellenwert, aber ich hatte eine Konfirmation, diese war auch angesehener, als eine Jugendweihe.
5. Wie waren eure häuslichen Pflichten allgemein?
Wir mussten alles tun, was dazu beitrug die häusliche Versorgung in der Familie zu verbessern. Ich musste meiner Mutter viel helfen, d.h. ich habe Wäsche gewaschen, die Treppe gereinigt, war einkaufen oder musste kochen. Holz fürs Heizen mussten wir selber sammeln, was manchmal 20 – 25 km entfernt war.
Schule/ Freizeit
1. Wie war die Schule organisiert? Wann begann der Unterricht? Wie viele Schüler waren in einer Klasse?
Wir hatten einen sehr weiten Schulweg und wir mussten laufen, wer Glück hatte, besaß ein Fahrrad und konnte damit zur Schule fahren. Die Schule war sehr gut organisiert und wir hatten pro Klasse meist 20 Schüler, die Schule begann um 8 Uhr.
2. Wie sah der Unterricht aus, wurden politische Inhalte vermittelt?
Der Unterricht war in jeder Beziehung politisch untermauert.
3. Was habt ihr in eurer Freizeit gemacht? Gab es Angebote wie Sportvereine, Musik- und Kunstschule?
Die Freizeit war sehr gut organisiert, ich war in einer Wandergruppe und bin der FDJ beigetreten und sang dort im Chor.
4. Musstet ihr gesellschaftlich- politischen Organisationen beitreten (FDJ, DSF, FDGB)? Was habt ihr dort gemacht?
Ich bin freiwillig in die FDJ gegangen, außerdem in den FDBG, die DSF und die GST.
5. Was passierte, wenn man sich weigerte diesen Organisationen beizutreten?
Dazu kann ich nichts sagen, da ich es ja freiwillig tat.
6. War es schwierig eine Lehrstelle oder einen Studienplatz zu bekommen? Welche Voraussetzungen mussten erfüllt werden?
Allgemein brauchte man gute Noten, man musste eine positive Einstellung zum Staat haben, man musste politisch mitschwimmen und als Junge sollte man für zwei Jahre Soldat werden und dies freiwillig tun. Ich, als Arbeiterkind, hatte keine Probleme, mein Berufsziel zu erreichen erst als Erzieher, dann als Lehrer.
Jugendkultur
1. Welche Musik war angesagt, durfte sie gehört werden?
Es waren Volksmusik und deutsche Schlager sehr angesagt.
2.Gab es Einflüsse aus dem Westen (Musik, Kleidung, Frisuren)?
Als angehende Lehrerin durfte ich kein Westfernsehen schauen und dazu musste ich mich verpflichten.
3. Wurdet ihr aufgeklärt, wie wurde allgemein mit diesem Thema umgegangen?
Es gab keine Aufklärung und in der Familie wurde dieses Thema meist gemieden.
4. War es möglich einen Freund oder eine Freundin zu haben, wie hat das Umfeld darauf reagiert?
Es war möglich, jedoch wurde von einem gleich erwartet die Person zu heiraten. Wenn man mehrere Freunde hatte wurde man verpönt und als Nutte abgestempelt.
5. Durften die sich Mädchen schminken und wenn ja, wie?
Wenn man sich zu sehr schminkte wurde man auch verpönt. Ich habe mich sehr dezent geschminkt.
6.War es möglich eine Fahrschulausbildung für Moped, Motorrad oder Auto zu absolvieren? Wie lange dauerte sie, wie hoch waren die Kosten?
Die Ausbildung dauerte 1 Jahr und war in der GST kostenlos. Die Ausbildung absolvierten wir mit einer BMW-Maschine.
7. Hattest du auch ein Moped, Motorrad oder Auto?
Nein hatte ich nicht.
8. Wie habt ihr euch über das Geschehen in der Welt informiert?
Ich habe mich über das Radio oder Zeitung („Neues Deutschland“) informiert,
einen Fernseher hatten wir nicht.
9. Wo seid ihr abends hingegangen?
Wir sind ins Kino gegangen und gingen tanzen.
10. Welche Filme wurden im Kino gezeigt?
Es wurden hauptsächlich Liebesfilme gezeigt und in den Bars liefen deutsche Schlager.
11. Welche Drinks wurden in Bars serviert und was kosteten sie?
Es gab Bier und Liköre, diese kosteten 70 Pfennig, was zu dieser Zeit schon sehr viel war.
12. War es schwierig Eintrittskarten für Veranstaltungen zu erwerben, brauchte man dafür Beziehungen?
Nein, es war nicht schwer.
13. Wie lange gingen die Veranstaltungen?
Um 0 Uhr gingen Veranstaltungen vorbei.
4.2 Bernd Opitz
Zeitzeuge: Bernd Opitz
Beruf: Ingenieur
Geb.: 1938
Interviewer: Laura Opitz
Jessica Pallasch
Datum: 11.06.2012 Bernd Opitz
Allgemeiner Teil
1. Wie war das Leben in den 50er und 60er Jahren?
Das Leben war sehr bescheiden, es waren typische Nachkriegsjahre, aber es gab einen guten Zusammenhalt zwischen den Menschen.
2. Wie war die Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung?
Die Versorgung war rationiert. Es gab Lebensmittelkarten und Bezugsscheine. Die Lebensmittel wurden entsprechend der körperlichen Arbeit verteilt.
3. Wie habt ihr gewohnt?
Wir hatten eine 3-Zimmerwohnung. Ab 1952 besaß ich ein eigenes Kinderzimmer und es gab überwiegend vererbte Möbel aus Massivholz.
4. Seid ihr in die Kirche gegangen? Welchen Stellenwert nahm sie in eurem Leben ein?
Ja, ich bin in die Kirche gegangen. In der Kindheit hatte sie einen großen Stellenwert, der mit dem Erwachsenwerden immer geringer wurde.
5. Hattet ihr eine Jugendweihe oder eine Konfirmation? Was war angesehener?
Ja, ich hatte eine Konfirmation, die damals auch angesehener war.
6. Musstet ihr in der Landwirtschaft helfen? Wie waren eure häuslichen Pflichten allgemein?
Ich habe den Verwandten freiwillig geholfen, damit ich mich satt essen konnte.
Schule/ Freizeit
1. Wie war die Schule organisiert? Wann begann der Unterricht? Wie viele Schüler waren in einer Klasse?
Die Schule war gut organisiert. Sie begann um 8 Uhr. Wir waren 24 Schüler und mussten auch samstags in die Schule gehen.
2. Wie sah der Unterricht aus? Was habt ihr gelernt? Wurden politische Inhalte vermittelt?
Der Unterricht war ebenfalls gut organisiert. Wir hatten gute Lehrer und Gegenwartskunde entsprach dem heutigen Fach Politische Bildung.
3. Was habt ihr in eurer Freizeit gemacht? Gab es Angebote wie Sportvereine, Musik- und Kunstschule?
Ich habe Sport gemacht. Es gab Musikschulen, Kunstunterricht war eher privat. Die Aktivitäten wurden gegen ein sehr geringes Entgelt angeboten.
4. Musstet ihr gesellschaftlich – politischen Organisationen beitreten (FDJ, DSF, FDGB)? Was habt ihr dort gemacht?
Nein, aber die FDJ übte einen psychologischen Druck auf die Menschen aus. Sie bot Musik und Tanzabende, Ferienlager und Wanderungen an, außerdem wurden FDJ’ler in der beruflichen Weiterentwicklung eher bevorzugt. Der GST bin ich auch beigetreten, die Angebote dort waren als vormilitärische Ausbildung gedacht.
5. Was passierte, wenn man sich weigerte diesen Organisationen beizutreten?
Wie gesagt, man wurde nicht gezwungen, aber es wurde mehr Druck auf die ausgeübt, die nicht beitraten.
6. War es schwierig eine Lehrstelle oder einen Studienplatz zu bekommen? Welche Voraussetzungen mussten erfüllt werden?
Einen Ausbildungsplatz bekam man problemlos. Einen Studienplatz gab es, jedoch nur mit Einschränkungen und Arbeiterkinder wurden bevorzugt.
Jugendkultur
1 .Wie sah die Jugendkultur aus?
Es gab die junge Gemeinde, sie war kirchlich und bekam keine staatliche Hilfe und die FDJ, die politische Organisation, die staatliche Unterstützung erhielt.
2. Welche Kleidung war angesagt, habt ihr sie getragen?
Zu FDJ Veranstaltungen musste man ein blaues Hemd tragen, ansonsten gab es keine Vorschriften, aber der Kleidungsstil war sehr nach dem Westen orientiert.
3.War sie im Handel erhältlich, was kostete sie?
Die Kleidung war verhältnismäßig billig, aber hochwertige Kleidung war nur für viel Geld erhältlich.
4. Welche Musik war angesagt, durfte sie gehört werden?
Schlager Musik war angesagt. Ich hatte eine Vorliebe für Westschlager, die es auf verbotenen Sendern zu hören gab.
5. Gab es Einflüsse aus dem Westen (Musik, Kleidung, Frisuren)?
Ja, es gab Einflüsse auf Musik, Kleidung und Frisuren. Die verbotenen Sender waren unerwünscht und wer einen Igelschnitt trug (typische Westfrisur) wurde gehänselt.
6. Wurdet ihr aufgeklärt, wie wurde allgemein mit diesem Thema umgegangen?
Die Aufklärung war mangelhaft und überwiegend ein Tabuthema.
7. War es möglich einen Freund oder eine Freundin zu haben, wie hat das Umfeld darauf reagiert?
Ab dem 18. Lebensjahr wurde es widerspruchslos hingenommen. Wenn man jünger war, kam es jedoch zu Problemen.
8. Durften die Mädchen sich schminken?
Die Mädchen waren sehr selten geschminkt, meist nur auf Schulbällen.
9.War es möglich eine Fahrschulausbildung für Moped, Motorrad oder Auto zu absolvieren? Wie lange dauerte sie, wie hoch waren die Kosten?
Ja, es war sehr preiswert und beliebt über die GST, da es da umsonst war.
10. Hattest du auch ein Moped, Motorrad oder Auto?
Ja, ein Motorrad.
11. Welche Marke war es, wie viel hat es gekostet, gab es lange Wartezeiten?
Eine MZ 157, die war damals sehr begehrt und hatte etwa 2000 Mark gekostet. Die Wartezeit betrug 2 Jahre.
12. Wie habt ihr euch über das Geschehen in der Welt informiert (Zeitungen, Zeitschriften)?
Über den Rundfunk und über Zeitungen.
13. Hattet ihr ein Radio oder einen Fernseher? Welche Sender gab es, wie wurde das Programm gestaltet?
Wir hatten ein Radio und einen Fernseher hatten wir noch nicht. Es gab DDR und West Sender, aber es wurden Störsender eingerichtet, damit Westsender nicht gehört werden konnten. Es wurde viel Klassik gespielt. Die Sendungen waren unpolitisch und wurden von guten Künstlern und Moderatoren gestaltet.
4.3 Norbert Frase
„Ja, man konnte leben, aber große Sprünge konnten wir nicht machen.“
Zeitzeuge: Norbert Frase
Geburtstag: 20.12.1941
Geboren in: Ribnitz
Schule/Studium: Grundschule 1.-8. Klasse
Beruf/Werdegang: Schweißer
Interviewer: Tanja Heise und Julia Ehling
Kamera: Josepha Opitz
Allgemeines
1. Wie war das Leben in den 1950er und 1960er Jahren?
Man konnte leben, aber große Sprünge konnte man nicht machen.
Und wer gearbeitet hat, der hat auch gar nicht so viel mitbekommen, von dem was passiert ist, aber wehe dem, da war mal einer gewesen, der Quertreiber war, der nicht arbeiten gegangen ist und nur rumgemault hat. Der war ruckzuck weg und als er wieder kam, da war er der beste Mann.
Ansonsten gab es nur arbeiten, arbeiten, arbeiten und zwei Wochen Urlaub im Jahr.
Und es war schwer, als junger alleinstehender eine Wohnung zu bekommen, aber wenn man Familie hatte, dann kam man auf eine Liste und musste warten.
2. Wie war die Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung?
Ja, Versorgung, Brot gab es in Hülle und Fülle. Weißbrot, Schwarzbrot. Dann gab es Leberwurst, Mettwurst, Bratwurst. Also es war da und man hat so verdient, dass man sich das leisten konnte. Aber das war alles nur Ersatz, nicht das Beste was sie hatten. Und Alkohol war saubillig, ein paar Pfennige. Und den haben die Massen auch ganz schön gekauft.
Als Jugendlicher war es für mich Gang und Gebe, dass wir in fremde Gärten gegangen sind, um Äpfel, Birnen und Pflaumen zu klauen.
3. Gab es Lebensmittelkarten?
Lebensmittelkarten gab es zu meiner Zeit, als ich 8/9 Jahre alt war, das war 1950/51. Es gab Lebensmittelkarten auf Butter, Fett und Zucker, alles Mögliche gab es auf Karten.
4. Bist du in die Kirche gegangen? Welchen Stellenwert nahm sie in deinem Leben ein?
Mit der Kirche hatte ich gar nichts zu tun. Früher als meine Mutter noch lebte sind wir zwei, dreimal zu Weihnachten in die Kirche gegangen. Aber ansonsten nicht.
5. Hattest du eine Jugendweihe oder eine Konfirmation?
Ja, Jugendweihe. Aber zuerst mal gab es Konfirmation und Religionsunterricht, aber das war nichts.
6. Musstest du in der Landwirtschaft helfen?
Also, im Herbst in den Ferien sind wir zum Kartoffelsammeln gegangen. Da habe ich 8 DDR-Mark pro Tag verdient und hatte am Ende 40 Mark.
Schule/Freizeit
1. Wie war die Schule organisiert? Wann begann der Unterricht?
Ich habe acht Klassen mitgemacht. Und dann ging es entweder noch 4 Jahre weiter an der Oberschule oder nach der 8. Klasse eine Lehre oder zum Studium. Der Unterricht begann wie immer um acht Uhr und samstags mussten wir noch zwei Stunden in die Schule gehen.
2. Was hast du in deiner Freizeit gemacht?
Wir haben getauscht, nur um im Winter Schlittschuhe fahren zu können.
Ich bin noch mit einem ganz alten Fahrrad aus der Vorkriegszeit gefahren und wir sind von der Brücke in den Fluss gesprungen. Wir haben eben alles gemacht, was nichts kostete.
Das Geld war uns zu schade, um in Bars oder Kinos zu gehen.
3. Musstest du gesellschaftlich-politischen Organisationen beitreten?
Als wir klein waren, mussten wir in die Pionierorganisation eintreten. Da musste man rein, egal was war. Und später mussten wir in die FDJ rein. Das war alles so ein Quark und damit hab ich nichts am Hut gehabt.
4. War es schwierig eine Lehrstelle oder einen Studienplatz zu erhalten?
Nein, es war überhaupt nicht schwierig eine Lehrstelle zu bekommen. Die Ausbilder kamen zu uns in die Klasse und man konnte sich melden, was man machen wollte. Und dann war das eben klar.
Jugendkultur
1. Welche Kleidung hast du getragen?
In Westberlin habe ich mir mal eine Kordhose gekauft, so was gab es bei uns ja gar nicht.
Und anstatt Gummistiefeln hatten wir Igelitstiefel.
2. Welche Musik hast du gehört?
Ach, gar nichts! Was wir dann mal gehört haben war Bärbel Wachholz im Fernsehen.
3. Gab es Einflüsse aus dem Westen?
Nein, wir haben kaum etwas mitbekommen.
4. War es möglich, einen Freund oder eine Freundin zu haben?
Ja, natürlich, das war alles möglich. Aber das hat mich früher nicht interessiert, ich bin lieber arbeiten und Geld verdienen gegangen.
5. Hattest du ein Moped, Motorrad oder ein Auto? Wenn ja, welche Marke?
Kennt ihr so einen Moskwitsch? Von den Russen die Autos?
Das war das erste Auto, was ich mir in der DDR geleistet hatte.
6. Hattet ihr ein Radio oder einen Fernseher, welche Sender gab es?
Als Deutschland Fußballweltmeister wurde, hatte meine Mutter ein Radio mit einer magischen Lampe, die aufging und grün wurde, wenn der Sender gut war. Wir haben Mittelwelle und UKW gehört.
7. Fallen dir noch witzige Anekdoten aus dieser Zeit ein?
Lustig war zu dieser Zeit nichts.
4.4 Rudolf Kraus
Zeitzeugensteckbrief
Name: Rudolf Kraus
Geburtsjahr: 1941
Interwiever: Anne Höllriegl, Mareike Schaefer, Isabell Kraus
Datum: 12.6.2012
Allgemeiner Teil
1. Wie war das Leben in den 50er und 60er Jahren?
Es war eine Zeit, die ich nicht missen möchte.
2. Wie war die Versorgung mit Kleidung?
Die Versorgung war sehr bescheiden. Es gab kein großes Angebot und man musste oft in viele Geschäfte gehen, um das Passende zu finden.
3. Sind Sie in die Kirche gegangen? Welchen Stellenwert nahm sie in Ihrem Leben ein?
Wir sind nicht in die Kirche gegangen, aber für viele war sie, als moralische Instanz angesehener als heute.
4. Wie waren Ihre häuslichen Pflichten allgemein?
Ich musste den Garten umgraben, einkaufen gehen und mit der Milchkanne Milch holen.
5. Hatten Sie eine Jugendweihe oder Konfirmation?
Ich hatte Jugendweihe.
6. Haben Sie Taschengeld bekommen?
Ich erhielt 1,50 Mark Taschengeld von meinen Eltern. Zusätzlich arbeitete ich in der
Werkstatt und half bei der Ernte auf dem Feld, um mein Taschengeld aufzubessern.
Schule/ Freizeit
1. Wie war die Schule organisiert? Wann begann der Unterricht? Wie viele Schüler waren in einer Klasse?
Der Unterricht begann um 7.30 Uhr und wir waren 27 Schüler.
2. Wie sah der Unterricht aus, wurden politische Inhalte vermittelt?
Es wurde in dem Fach Staatsbürgerkunde politische Inhalte vermittelt, die stark aus der Sicht der DDR dargestellt wurden. Im Vordergrund standen vor allem die Geschichte Russlands und die Arbeiterbewegung.
3. Was haben Sie in Ihrer Freizeit gemacht? Gab es Angebote wie Sportvereine, Musik- und Kunstschule?
Es gab einen Fußballverein und von der Schule wurden Ferienspiele und Radtouren organisiert.
4. Mussten Sie gesellschaftlich- politischen Organisationen beitreten (FDJ, DSF, FDGB)? Was haben Sie dort gemacht?
Ich war freiwillig in der FDJ, welche u.a. eine Tanzgruppe und Schnitzeljagden veranstaltet hat.
5. Was passierte, wenn man sich weigerte diesen Organisationen beizutreten?
Mir sind keine Nachteile bekannt.
6. War es schwierig eine Lehrstelle oder einen Studienplatz zu bekommen? Welche Voraussetzungen mussten erfüllt werden?
Ich hatte keine Probleme eine Lehrstelle zu finden, da dies gefördert wurde.
Jugendkultur
1. Welche Musik war angesagt, durfte sie gehört werden?
Wir hörten vor allem Rock’n’Roll, manche Lieder waren unerwünscht, aber wir hörten sie trotzdem.
2. Welche Kleidung war angesagt?
Es gab einen bestimmten Anzug, den viele getragen haben. Es wurde viel selbst hergestellt.
3. War es möglich eine Fahrschulausbildung für Moped, Motorrad oder Auto zu absolvieren? Wie hoch waren die Kosten?
Durch die Gesellschaft für Sport und Technik konnte ich kostenlos die Fahrschule machen. Ich musste zwei bis drei Monaten warten.
4. Hatten Sie ein eigenes Fahrzeug?
Ich habe mir durch die Arbeit in einer Werkstatt selbst ein Moped verdient.
5. Durften sich die Mädchen schminken und wenn ja, wie?
Mädchen waren nicht geschminkt und dies kontrollierten die Eltern streng.
6. Wie haben Sie sich über das Geschehen in der Welt informiert?
Wir haben viel Radio gehört und Fernsehen geschaut. Allerdings waren die Nachrichten überdurchschnittlich optimistisch gestaltet.
Da wir zuerst keinen Fernseher hatten, haben wir selbst einen zusammengebaut.
7. Wo sind Sie abends hingegangen?
Wir sind ins Kino gegangen und gingen tanzen.
8. Welche Filme wurden im Kino gezeigt?
Ich habe gern Musikfilme und amerikanische Westernfilme gesehen.
9. War es schwierig Eintrittskarten für Veranstaltungen zu erwerben?
Nein, außerdem haben sie nur 50 Pfennig gekostet und waren daher für jeden erschwinglich.
10. Was vermissen Sie aus dieser Zeit?
Zu dieser Zeit war der Zusammenhalt untereinander viel größer als heute und wenn man etwas wollte, hat man dafür gearbeitet.
4.5 Heide Höllriegel
Zeitzeugensteckbrief
Name: Heide Höllriegl
Geburtsdatum: 31.12. 1942
Geburtsort: bei Weimar
Ausbildung: Verkäuferin im Warenhaus
Interviewer: Anne Höllriegl und Mareike Schaefer
Datum: 11.06.2012
Allgemeiner Teil
1. Wie war die Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung?
Es gab Lebensmittelkarten und kleine Läden für bestimmte Lebensmittel (Butter, Brot, Zucker), sowie Milch in Milchkannen.
2. Wie haben Sie gewohnt?
Die Toilette des Hauses war im Treppenhaus, eine Treppe unter uns. Ich hatte ein Zimmer zusammen mit meiner Mutter und musste auch das Bett mit ihr teilen.
3. Sind Sie in die Kirche gegangen? Welchen Stellenwert nahm sie in Ihrem Leben ein?
Ich wurde getauft und hatte Konfirmation. Als unverheiratete Frau wurde meine Kirchensteuer von meiner Mutter bezahlt, nach der Hochzeit sollte mein Mann das übernehmen, aber dieser war nicht in der Kirche. Wir mussten uns bestätigen lassen, dass wir aus der Kirche ausgetreten waren. Später musste ich die Jugendweihe nachmachen, da ich sonst keine Lehrstelle bekommen hätte. Die Relation zwischen Jugendlichen und dem Staat sollte den Maßstäben der DDR entsprechen.
Schule/ Freizeit
1. Wie war die Schule organisiert? Wann begann der Unterricht? Wie viele Schüler waren in einer Klasse?
Der Unterricht begann um 7.30 Uhr und fand auch samstags statt. Wir waren 30 Schüler. In der Schule gab es geregelte Mittagszeiten, wobei das Mittag in der Gaststätte bei der „Neuen Zeit“ ausgeteilt wurde. Generell war die schulische Versorgung gut abgesichert, zum Beispiel auch durch den Hort.
2. Wie sah der Unterricht aus? Wurden politische Inhalte vermittelt?
Im Unterricht wurden in dem Fach Staatsbürgerkunde Inhalte der DDR vermittelt.
3. Mussten Sie gesellschaftlich – politischen Organisationen beitreten (FDJ, DSF, FDGB)? Was haben Sie dort gemacht?
Ich bin den Pionieren beigetreten, die ein Halstuch trugen. Außerdem wurden zu besonderen Anlässen Fahnenappelle gehalten. In der FDJ gab es viele Arbeitsgemeinschaften die unterschiedliche Interessengruppen vertraten. Ich war in der Arbeitsgemeinschaft für junge Naturforscher und lernte löten. Diese Förderungen waren freiwillig und kostenlos.
4. Was passierte, wenn man sich weigerte diesen Organisationen beizutreten?
Keiner wurde gezwungen diesen Organisationen beizutreten, wobei Zeitungen über Schwierigkeiten diesbezüglich berichteten.
Jugendkultur
1. Welche Kleidung war angesagt, haben Sie sie getragen?
Wir haben Vieles selbst genäht und aus alten Sachen hergestellt. Designer waren nur in Berlin vertreten und beeinflussten unser Leben nicht. Generell trug jeder was er wollte und diese Kleidung war einfach und schlicht.
2. Welche Musik war angesagt, durfte sie gehört werden?
Wir hörten zu Hause kaum Radio, da die Schule uns ganz einnahm. Mein Mann hörte oft mit seinen Freunden unerwünschte Musik auf dem Marktplatz. Leider wurden sie von einem Jugendlichen verraten, der bereits bei der Stasi war. Danach flüchten seine Freunde über die noch offene Grenze.
3. Gab es Einflüsse aus dem Westen (Musik, Kleidung, Frisuren)?
Da wir keinen Fernseher hatten wurden wir nicht vom Westen beeinflusst. Auch schickte meine Tante aus dem Westen mehr Lebensmittel als Kleidung.
4. Durften die Mädchen sich schminken?
Die Mädchen waren selten geschminkt, da uns oft das nötige Geld für Kosmetik fehlte.
5. War es möglich eine Fahrschulausbildung für Moped, Motorrad oder Auto zu absolvieren? Wie lange dauerte sie, wie hoch waren die Kosten?
Ich habe mich zur Fahrschulausbildung angemeldet und musste fünf bis sechs Jahre warten. Als es soweit war, konnte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht am Fahrschulkurs teilnehmen.
6. Hatten Sie auch ein Moped, Motorrad oder Auto?
Da ich die Fahrschule nicht machen konnte, habe ich mir nie ein Fahrzeug gekauft.
7. Wie haben Sie sich über das Geschehen in der Welt informiert (Zeitungen,
Zeitschriften)?
Wir haben täglich eine Zeitung bekommen und dieser haben wir vertraut. Wir haben wie „hinterm Mond“ gelebt.
8. Welche Filme wurden im Kino gezeigt?
Ich ging zu fast allen Filmen ins Kino, da die Karten nicht teuer waren. Es gab Westernfilme, Krimis, Liebesfilme und Dokumentationen.
9. Fallen Ihnen noch witzige/ interessante Anekdoten oder Begebenheiten aus dieser Zeit ein?
Anlässlich meiner Hochzeit wollten wir ein gutes Essen bestellen, dafür gab mir mein Chef seine Fleischkarte, um uns zu helfen. Allgemein war in dieser Zeit der Zusammenhalt der Schüler größer und es wurde nicht auf Äußerlichkeiten geachtet.
4.6 Anne Möhrke
Zeitzeugin: Anne Möhrke
Steckbrief: Alter: 70
Geburtsjahr: 1942
Beruf: Bäuerin in der Milchproduktion
Interviewer: Kevin Möhrke
Datum: 12.06.2012
Allgemeiner Teil
1. Wie war das Leben in den 1950er und 1960er Jahren?
Für mich war es ein gutes Leben als Kind und wir hatten kaum Sorgen.
2. Wie war die Versorgung mit Lebensmitteln und mit Kleidung?
Sehr billig waren die Grundnahrungsmittel. Wir konnten uns keine Kleidung kaufen. Die war uns zu teuer. Meine Mutter hat alles selber genäht und mir hat sie z.B. ein Kleid mit einer kleinen Schürze gemacht.
3. Konnte man sie einfach im Geschäft kaufen oder gab es Lebensmittelkarten und Bezugsscheine?
Wir konnten einige Dinge mit Geld bezahlt, jedoch haben wir auch Lebensmittelkarten verwendet, wenn das Geld mal knapp wurde.
4. Wie habt ihr gewohnt und hattest du dein eigenes Zimmer? Wie war eure Wohnung eingerichtet?
Wir hatten sehr bescheiden und sehr beengt gewohnt. Wir waren 7 Kinder in einem Zimmer und wir mussten auf Eisenbetten schlafen, die mit Stroh belegt waren. Meine Eltern hatten ihr eigenes Zimmer und insgesamt hatten wir nur 3 Räume zur Verfügung: Die Küche und 2 Schlafzimmer.
5. Seid ihr in die Kirche gegangen? Welchen Stellenwert nahm sie in eurem Leben ein?
Meine Eltern hatten kein Interesse an der Kirche und somit sind wir auch nicht dort hin gegangen. Außerdem hatten sie auch keine Zeit dazu, weil wir sehr viel Arbeit hatten.
6. Hattet ihr eine Jungendweihe oder eine Konfirmation? Was war angesehener?
Eine Jugendweihe konnten wir uns nicht leisten. Ich war bei meiner Schulfreundin eingeladen, um mit ihr ein wenig zu feiern. Zu meiner Zeit war die Konfirmation angesehener und Jugendweihe war eher selten.
7. Hattet ihr euren eigenen Hof? Sind eure Eltern in die LPG eingetreten und war dieser Eintritt freiwillig oder gezwungen?
Ja wir hatten unseren eigenen Hof und wir hatten auch viele Tiere. Als dann die LPG kam sind meine Eltern dort eingetreten, jedoch wurden sie dazu ein wenig gezwungen. Als Folge mussten wir unser ganzes Vieh abgeben und unser Leben hat sich von dort an verschlechtert.
8 .Musstet ihr in der Landwirtschaft helfen? Wie waren eure häuslichen Pflichten allgemein?
Wir mussten sehr viel auf den Feldern arbeiten und das jeden Tag. Im Haus mussten wir sauber machen, wie die Kleidung per Hand waschen und aufräumen. Durch die schwere Arbeit auf den Feldern habe ich bis heute noch gesundheitliche Probleme. Vor allem hat mein Rücken stark gelitten und dadurch habe ich jetzt auch einen Buckel.
Schule/ Freizeit
1. Wie war die Schule organisiert? Wann begann der Unterricht? Wie viele Schüler waren in einer Klasse?
Unsere Schule begann morgens um 8.00 Uhr und wir mussten bis dort hin einen langen Weg zurücklegen. Obwohl wir 3 Klassen in einem Unterricht waren, bestand die Klasse nur aus 18 Schülern.
2. Wie sah der Unterricht aus? Was habt ihr gelernt?
Den Unterricht haben wir viel mit Häkeln und Werken verbracht. Schreiben und Rechnen war für uns eher Nebensache.
3. Was habt ihr in eurer Freizeit gemacht?
Unsere Freizeit bestand aus Rüben hacken. Also kann man auch sagen, dass wir überhaupt keine Freizeit hatten.
4. Musstet ihr gesellschaftlich- politischen Organisationen (FDJ) beitreten? Was habt ihr dort gemacht?
Für mich bestand kein Zwang in die FDJ einzutreten. Mir hat es dort sogar sehr viel Spaß gemacht und ich war froh, endlich mal von zu Hause weg zu kommen. Es wurden dort sehr viele Ausflüge organisiert, aber ich konnte leider nicht mit, da wir kein Geld dafür hatten.
5. Was passierte, wenn man sich weigerte diesen Organisationen beizutreten?
Ich weiß es nicht, weil alle, die ich kannte, freiwillige dort eingetreten sind.
6. War es schwierig eine Lehrstelle oder einen Studienplatz zu bekommen? Welche Voraussetzungen mussten erfüllt werden?
Ich hatte schnell eine Lehrstelle gefunden. Dazu brauchte man auch nicht der beste in der Schule zu sein, da auch mittelmäßige Zeugnisse zur Ausbildung noch gereicht haben.
Jugendkultur
1. Welche Kleidung war angesagt, habt ihr sie getragen?
Welche Kleidung angesagt war, weiß ich leider nicht mehr. Unsere Mutter hat die Kleidung selbst gemacht.
2. Gab es Einflüsse aus dem Westen (Musik, Kleidung,…)?
In unserem Kreis haben wir überhaupt nicht über den Westen gesprochen und wir wussten auch kaum etwas über den Westen.
3. Wurdet ihr aufgeklärt, wie wurde allgemein mit diesem Thema umgegangen?
Aufgeklärt wurden wir nicht und niemand hat auch einen Gedanken daran verschwendet.
4. War es möglich einen Freund oder eine Freundin zu haben, wie hat das Umfeld darauf reagiert?
Für uns war es möglich, einen Freund zu haben und viele konnten es kaum erwarten diesen kennenzulernen.
5. Durften sich die Mädchen schminken und wenn ja, wie?
Nein, wir durften uns überhaupt nicht schminken. Wenn mich mein Vater dabei erwischt hätte, dann hätte er mich geschlagen. Aber abends, wenn wir mal ins Kino gegangen sind, haben wir uns mit Kohle die Augen gemacht und haben sie nach dem Kino wieder weggewischt. Ein bisschen Frau wollten wir schließlich auch mal sein.
6. War es möglich eine Fahrschulausbildung zu absolvieren?
Ich weiß nur, dass die Ausbildung für das Auto 160 Mark gekostet hat. Machen konnte ich sie leider nicht, da ich nicht genug bzw. kein Geld dazu hatte.
7. Wie habt ihr euch über das Geschehen in der Welt informiert?
Wir haben uns ausschließlich über das Reden informiert. Andere Wege hatten wir leider nicht. Später hatten wir auch einen Fernseher, aber wir durften kein westliches Fernsehen gucken.
8. Wo seid ihr abends hingegangen, gab es Bars, Clubs, ein Kino oder ähnliches?
Einmal im Monat sind wir ins Kino gegangen und einmal in der Woche in Clubs. Dort haben wir meistens Tischtennis gespielt und wir konnten uns für 10 Pfennig eine Waldmeisterbrause kaufen.
9. Welche Filme wurden im Kino gezeigt, welche Musik in Bars oder Clubs gespielt?
In vielen Clubs und Bars wurde nur DDR Musik gespielt und ich habe viele Filme geschaut, in denen Ernst Thälmann mitgespielt hat, leider weiß ich die Titel von den Filmen nicht mehr.
10. War es schwierig Eintrittskarten für Veranstaltungen zu erwerben, brauchte man dafür Beziehungen?
Um Eintrittskarten zu bekommen brauchte man sehr viele Beziehungen. Es war sehr schwer Karten für Veranstaltungen zu bekommen.
11. Wie lange gingen die Veranstaltungen, kamen bekannte Bands oder Künstler nach Schwedt?
Ich war mit Freunden auf ein Konzert mit Helga Hahnemann und auf ein anderes mit Heinz Quermann. Die Konzerte gingen ungefähr 1,5- 2 Stunden.
12. Fallen dir noch interessante, witzige Anekdoten oder Begebenheiten aus dieser Zeit ein?
Als ich im Kinderheim hier in Schwedt gearbeitet habe, kamen Frank Schöbel und seine Frau Chris Doerk zu Besuch und er gab mir die Hand.
5. Glossar
Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ : – politische Massenorganisation für Kinder – vollständig nach sowjetischen Vorbild
– blaues Halstuch (Jungpioniere 1.-3. Klasse) – rotes Halstuch (ab 4.Klasse) – ab 8.Klasse in die FDJ
Quelle: www.wikipedia.de/Pionierorganisierung
FDJ: – Freie Deutsche Jugend
– einzig staatlich anerkannter sozialistischer Jugendverband – Erziehungssystem parallel zur Schule
– in Westdeutschland 1951 wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten
Quelle: www.wikipedia.de/FDJ
GST: – Gesellschaft für Sport und Technik – diente der offiziellen gemeinschaftlichen Freizeitgestaltung
– die dazu erforderlichen technischen Mittel wurden gestellt (u.a. für Schieß- und Motorsport)
– diente der vormilitärischen Ausbildung
Quelle: www.wikipedia.de/GST
LPG: – landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft – Zwangszusammenschluss von Bauern und Bäuerinnen
– Vergesellschaftung der Produktionsmittel in der Landwirtschaft
Quelle: www.wikipedia.de/LPG
6. Teilnehmer und Projektleitung
Teilnehmerliste
Jessica Pallasch 10a Laura Opitz 10a Paul Meier 10a Aline Bellack 10b Desiree Lennox 10b Kevin Möhrke 10b Jasmin Zahn 10b Hanna Schröder 10b Josepha Opitz 10b Tanja Heise 10b Julia Ehling 10c Otto-Reinhard Neldner 10c Marius Tkocz 10c Florian Luther 10c Julius Vogt 10c Nick Witte 10c Isabell Kraus 10c Mareike Schaefer 10c Anne Höllriegl 10c
Projektleitung
Susanne Tomczak Petra Meihsner Torsten Schaefer