Jüdenstraße
Familie dobschiner
Jacob Dobschiner
geboren: 26. Mai 18933 Düsseldorf Deutschland
Lebte 1939 in Wrocław (Polen) – damals Breslau (Deutschland)
zog 1939 nach England
Beruf: Kaufmann
verheiratet mit Sophie Dobschiner, 1948 Sarah Schneer in Hackney (England)
gestorben: August 1977 Redbridge (England)
Sophie Dobschiner
geboren: 30.5.1890
verheiratet mit Jacob
1938 Umzug nach Breslau
Deportiert: 1941
ermordet: 29.11.1941
Dorothea Dobschiner
geboren: 1920
ermordet: 29.11.1941
Walter Dobschiner
geboren: 1927
15.11.1938 Wechsel auf Judenschule
ermordet: 29.11.1941
Zwei Buben wurden eingeschult, treffen sich und werden Freunde. Auch als die Knabenschule in die Mädchenschule umzog, saßen Günther und
Walter wieder zusammen. Doch eines Tages war Walter nicht auf seinem Platz. Günther fragte und erfuhr, dass Walter auf eine Judenschule gehen
muss.
Walter war doch kein Jude! Günther Arnold kannte doch Juden. Im „Stürmer“, ein Hetzblatt gegen Juden, waren sie abgebildet. Schmutzige Mäntel,
lange Bärte, krumme Nasen, so sah Walter doch nicht aus.
Günther ging der Sache nach. Statt zum Dienst beim Deutschen Jungvolk zu erscheinen, besuchte er Walter Dobschiner. Es wurde ein Tag. Vater
Dobschiner erfreute sich am Spiel der Kinder und es gab süßes Brot mit Kakao. Doch Günter merkte nicht wie die Nachbarn sie beobachteten. Ein
Junge mit Uniform des Deutschen Jungvolks spielt mit einem Juden? Das ist doch verboten.
Beim nächsten Treffen des Deutschen Jungvolks nahm man sich Günter Arnold vor. Es gab Kameradschaftskeile und Spießrutenlaufen. Günther sah
Walter Dobschiner nie wieder, vergessen hat er ihn aber nicht.
Walters Wohnung durfte ich nicht mehr aufsuchen, nachdem ich einmal erwischt wurde. Mir wurde gesagt, dass alle Juden in ihre Heimat, nach
Palästina sind. Ein Blick auf die Karte, Afrika! Langsam reifte der Gedanke weg un hin. Der Weg war gar nicht so weit, von Italien konnte man das
Meer mit einem Floß oder etwas ähnlichem überqueren.
Doch ein Problem, Reisen kostet Geld! Ich dachte: Günther lass dir was einfallen. So erfand ich „MADRAS den Unheimlichen“. Leute schreiben
anderen Drohbriefe und gelangen, durch Angst an Geld. Würde ich so von hundert Leuten, hundert Mark fordern, hätte ich genug.
Die beste Adresse war die Schlossfreiheit, dort mussten die reichsten Leute wohnen. Das Verteilen der Drohungen ging leicht. Ein Junge ist
unauffällig, wohl war mir trotzdem nicht. Die Leute sollten das Geld vor die Tür legen, MADRAS der Unheimliche würde es dann holen.
Der Weg wäre einfach: Italien, Afrika, Palästina, fertig! Mit der Zeit wurde das Gefühl in meinem inneren unerträglich. Was wenn die Polizei alles
umstellt? Wartet hinter einer Tür jemand mit einem Gewehr? Ich bekam Angst. Nach Stunden gab ich auf, ich hole es ein andern Mal.
Doch die Geschichte hatte schon zu viel Aufmerksamkeit erregt. Es waren wichtige Leute betroffen. Sogar in Berlin las Tante Olga davon. Eines
Tages kamen viele Leute in die Schule. Nach einigen Stunden gestand mein Mithelfer. Ich wurde verhört und als MADRAS der Unheimliche
berühmt. Leider fand man zu Hause die Sachen führ meine Reise, ein Helm, eine Pistole, ein Seil etc.
Mein Vater war Soldat, meine Mutter leitete die nationalsozialistische Frauenschaft in Schwedt, mein Bruder war Scharführer bei der Hitlerjugend.
Ich, der einem Juden nachtrauerte, konnte nicht normal sein. 1941 kam ich in die Verrücktenanstalt in Görden. Nach 3 Monaten konnten keine
geistigen oder körperlichen Gebrechen festgestellt werden.
Laufen lassen wollten sie mich nicht. Also kam ich in ein Erziehungsheim in Straussberg. Später versuchte ich noch öfters Walter zu finden, jedoch
ohne Erfolg. Könnte Walter den Horror überlebt haben?
Günther Arnold erfuhr erst Jahrzente später, dass sein Freund von den Nazis ermordet wurde.
Walter wurde 1927 geboren. Am 15. November 1938 wechselte er auf eine Judenschule. Leider wurde auch er am 29. November 1941 ermordet.
Sophie Dobschiner wurde am 30. Mai 1890 geboren. Sie war mit Jacob Dobschiner verheiratet. Im Jahr 1938 zog das Ehepaar nach Breslau. 1941
wurden Sophie, ihre Tochter Dorothea, und ihr Sohn Walter deportiert. Am 29. November 1941 wurden sie ermordet.
Dorothea wurde im Jahr 1920 geboren und fiel dem gleichen Schicksal wie ihre Mutter zum Opfer. Sie wurde am 29. November 1941 ermordet.
Jacob Dobschiner wurde am 26. Mai 1893 in Düsseldorf, Deutschland, geboren. Im Jahr 1939 lebte er in Wrocław, damals Breslau genannt und Teil
Deutschlands. Später zog er 1939 nach England. Er war Kaufmann von Beruf. Jacob heiratete 1948 Sarah Schneer in Hackney, England. Jacob
verstarb im August 1977 in Redbridge, England.
Jacob verlor an einem Tag seine ganze Familie, falls er es erfahren hat, dann erst Jahre später. Jacob hatte als einziger Dobschiner das Glück
Deutschland verlassen zu können.
Two boys were enrolled in school, met, and became friends. Even when the boys‘ school moved into the girls‘ school, Günther and Walter still sat
together. But one day, Walter was not in his place. Günther asked and learned that Walter had to attend a Jewish school.
But Walter was not Jewish! Günther Arnold knew Jews. They were depicted in „Der Stürmer,“ an anti-Semitic newspaper. Dirty coats, long
beards, crooked noses—Walter did not look like that.
Günther investigated the matter. Instead of attending his duty at the German Young People’s League, he visited Walter Dobschiner. It was a great
day. Father Dobschiner enjoyed watching the children play, and they had sweet bread with cocoa. But Günther didn’t notice how the neighbors
were watching them. A boy in the uniform of the German Young People’s League playing with a Jew? That was forbidden.
At the next meeting of the German Young People’s League, Günther Arnold was targeted. There were acts of beating and running the gauntlet.
Günther never saw Walter Dobschiner again, but he didn’t forget him.
I was no longer allowed to visit Walter’s apartment after I was caught once. I was told that all Jews had gone to their homeland, Palestine.
Looking at the map, Africa! The idea slowly matured in my mind. The journey wasn’t that far; from Italy, one could cross the sea with a raft or
something similar.
But there was a problem—traveling costs money! I thought, „Günther, come up with something.“ So I invented „MADRAS the Sinister.“ People
write threatening letters to others and, through fear, obtain money. If I demanded a hundred marks from a hundred people, I would have enough.
The best address was Schlossfreiheit; the richest people must live there. Distributing the threats was easy. A boy is inconspicuous, but I still
wasn’t at ease. People were supposed to leave the money outside their door, and MADRAS the Sinister would come and collect it.
The route was simple: Italy, Africa, Palestine, done! Over time, the feeling in my inner self became unbearable. What if the police surrounded
everything? Was someone waiting behind a door with a rifle? I became afraid. After hours, I gave up; I would retrieve it another time.
But the story had already attracted too much attention. Important people were involved. Even Aunt Olga read about it in Berlin. One day, many
people came to the school. After a few hours, my accomplice confessed. I was interrogated and became famous as MADRAS the Sinister.
Unfortunately, at home, they found the items for my journey: a helmet, a pistol, a rope, etc.
My father was a soldier, my mother led the National Socialist Women’s Organization in Schwedt, my brother was a squad leader in the Hitler
Youth. I, mourning a Jew, couldn’t be normal. In 1941, I was sent to the mental institution in Görden. After three months, no mental or physical
disabilities could be found.
They didn’t want to release me. So I ended up in an educational institution in Straussberg. Later, I tried to find Walter several times, but without
success. Could Walter have survived the horror?
Günther Arnold learned years later that his friend had been murdered by the Nazis.
Walter was born in 1927. On November 15, 1938, he transferred to a Jewish school. Unfortunately, he too was murdered on November 29, 1941.
Sophie Dobschiner was born on May 30, 1890. She was married to Jacob Dobschiner. In 1938, the couple moved to Breslau. In 1941, Sophie, her
daughter Dorothea, and her son Walter were deported. They were murdered on November 29, 1941.
Dorothea was born in 1920 and suffered the same fate as her mother. She was murdered on November 29, 1941.
Jacob Dobschiner was born on May 26, 1893, in Düsseldorf, Germany. In 1939, he lived in Wrocław, then called Breslau and part of Germany.
Later in 1939, he moved to England. He worked as a merchant. Jacob married Sarah Schneer in Hackney, England, in 1948. Jacob passed away
in August 1977 in Redbridge, England.
Jacob lost his entire family in one day. If he found out, it was likely several years later. Jacob was the only Dobschiner who had the fortune to
leave Germany.