Zum Tag der offenen Tür erlebte das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium einen regelrechten Ansturm von Eltern und Sechstklässlern. Es herrschte Aufbruchstimmung. Die Schule will mit ihrer neuen Schulleiterin wieder Boden gutmachen, den sie im Wettbewerb mit Angermünde 2013 verloren hat. Rektorin Carla Buchholz macht kein Hehl daraus, dass es schwer wird. Im vorigen Jahr verlor Schwedt 20 Schüler, eine ganze Abiturklasse, die aus Schwedt lieber jeden Tag an das Einstein-Gymnasium in Angermünde pendelt, als den kurzen Weg zum Gauß zu nutzen. Die Eltern und Schüler schienen mit den Füßen über etwas abzustimmen, was ihnen in Schwedt nicht gefiel. Die Stadt zuckte förmlich zusammen. Was ist mit dem Schwedter Gymnasium los? In diese Zeit fielen schlechte Ergebnisse einer Visitation am Gauß und der Ausfall des Schulleiters Rüdiger Ober-Blöbaum nach einem zweiten Herzinfarkt. Der nächste Paukenschlag folgte prompt. Das Angermünder Gymnasium erhielt mit Unterstützung der PCK Raffinerie Schwedt den Titel MINT-freundliche Schule, in der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik besonders gefördert werden sollen. PCK hatte zuvor im Schwedter Gymnasium nach einer Bereitschaft dafür gefragt und eine Absage erhalten. „Das mit der MINT-Schule war ein Fehler. Die hätte nach Schwedt gehört, in die Stadt der Wirtschaft und der Industrie. Aber jetzt ist es so, wie es ist. Und wir müssen damit leben“, macht sich Carla Buchholz, die damals noch im Schulamt arbeitete, heute keine Illusionen. Da eine zweite MINT-Schule in einer Region nicht gefördert werde, muss die Gartzerin mit ihrem 31-köpfigen Lehrerkollektiv ein anderes eigenständiges Profil entwickeln. „Das geht nicht Hauruck. Wir präsentieren uns weiterhin als ein Gymnasium mit sehr guten Schulabschlüssen, die besser sind als der Landesdurchschnitt. Wir werden zeigen, dass wir für alle Schüler offen sind, uns um jeden einzelnen bemühen. Und wir werben damit, dass wir auch in Schwedt alle Naturwissenschaftsfächer unterrichten und bis in die 11. und 12. Klasse Kurse mit erhöhtem Leistungsniveau anbieten“, sagt Carla Buchholz. Vor allem die Wahlpflichtfächer erlebten gestern großes Interesse der Schüler, die mit ihren Eltern zum Schnuppern kamen. Die Aula war übervoll, als Schüler vom Kurs Darstellendes Spiel das Stück „(G)aus(s-)getickt“ auf die Bühne brachten. Auch die Filme der Gaußianer, die jedes Jahr im Wettbewerb um den Carlspreis entstehen, fanden reges Interesse. Im Kampf um jeden Schüler, der sich für den Weg zum Abitur entscheidet und über ein Pendeln nach Angermünde nachdenkt, steht die Schule übrigens nicht allein. Die Schulleiter der Dreiklang-Oberschule, der Talsand-Gesamtschule und des Gymnasiums traten bei den Elternversammlungen der Schwedter Grundschulen gemeinsam auf und warben mit einer Stimme dafür, sich selbst ein Bild zu machen von den Schulen in Schwedt, statt nur auf Mundpropaganda zu hören. (Text MD/MOZ) – Bildergalerie der MOZ Schwedt
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